Studie: Bildungsforscher sehen neuen Trend

Nachhilfe trotz guter Noten

Immer mehr Schüler in Deutschland nehmen Nachhilfeunterricht - und das trotz guter Noten, so das Ergebnis einer aktuellen Studie. Privat organisierter Förderunterricht ist offenbar längst kein Krisenphänomen mehr. Und die auch die Schattenseiten sind größer, als bislang vermutet.

 (DR)

Die "Neue Osnabrücker Zeitung" berichtete vorab unter Berufung auf eine bisher unveröffentlichte Studie des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie, gut jeder dritte Schüler, der sich außerhalb des Unterrichts helfen lässt, stehe bei der Note drei oder sogar besser.

Institutsleiter Dieter Dohmen sagte, Nachhilfeanbieter setzten jährlich 1,2 Milliarden Euro um. Davon entfielen 45 Prozent auf kommerzielle Institute, obwohl sie nur 30 Prozent der Nachhilfeschüler betreuten. Der Nachhilfemarkt sei intransparent und die Qualifikation vieler Nachhilfelehrer fraglich. "Wir haben in Deutschland einen riesigen grauen Markt, auf dem sich Scientology genauso tummelt wie die NPD", sagte der Bildungsforscher.

"Von vielen Eltern wird hier unnötig viel Geld verpulvert"
Der Studie zufolge zahlten Eltern im Schnitt 1500 Euro jährlich für professionelle Förderung, schrieb das Blatt. Für andere Hilfslehrer wie etwa einen Studenten aus der Nachbarschaft werde hingegen nur die Hälfte bezahlt. Dohmen plädierte dafür, Nachhilfeanbieter zu verpflichten, sich zu akkreditieren und über die Qualifikation des Personals Auskunft zu geben. Problematisch sei zudem, dass offenbar eher Eltern mit höherem Einkommen und Bildungsniveau für ihre Kinder Nachhilfe organisierten.

Der Deutsche Lehrerverband kritisierte, Nachhilfe beruhige häufig nur das schlechte Gewissen der Mütter und Väter, die sich selbst zu wenig um den Nachwuchs kümmerten. "Von vielen Eltern wird hier unnötig viel Geld verpulvert", sagte Verbandschef Josef Kraus dem Blatt.

Elternvertreter widersprachen dieser Ansicht. "Mütter und Väter wollen über Nachhilfe ihren Kindern bessere Chancen verschaffen", sagte der Bundeselternratsvorsitzende Dieter Dornbusch. Bedauerlich sei allerdings, dass der Schulerfolg derartig vom Geldbeutel abhänge. "Förderunterricht sollte an den Schulen selbst angeboten werden", forderte Dornbusch.