Schavans Vorschlag stößt weitgehend auf Ablehnung

Manager als Lehrer?

Mit ihrer Forderung, Top-Mitarbeiter von Unternehmen an Schulen unterrichten zu lassen, hat Bildungsministerin Annette Schavan heftigen Protest bei Lehrerverbänden und der Wirtschaft hervorgerufen. Kritik kam auch von SPD und der Opposition. Sowohl der Deutsche Industrie- und Handelskammertag
als auch Lehrerverbände sprachen am Dienstag von einem unrealistischen Vorschlag und warnten vor einem Qualitätsverlust in der Schule. Ulrich Töne von der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft nannte den Vorschlag im domradio einen Karnevalsscherz.

 (DR)

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Josef Kraus, sagte der «Süddeutschen Zeitung», die Länder hätten versäumt, rechtzeitig genügend Lehrer auszubilden. Bundesweit fehlten etwa 20.000 Stellen, besonders in naturwissenschaftlichen Fächern. Manager könnten diese Lücken niemals füllen.

Der Vorsitzende des Lehrer-Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Ludwig Eckinger, sprach in der «Berliner Zeitung» von einem «Faschingsscherz». Ohne pädagogische Erfahrung könnten Ingenieure und Manager die Schulen nicht retten. Große Defizite sieht der VBE-Vorsitzende beim Lehrerstudium. Der Einstieg müsse viel praxisnaher sein.

Auch DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun lehnte Schavans Vorschlag als unrealistisch ab. «Der Aufwand für den Einzelnen wäre neben seiner eigentlichen Arbeit im Betrieb schnell immens hoch», sagte er den Dortmunder «Ruhr-Nachrichten». Er forderte von den Ländern attraktive Entwicklungsperspektiven für den Lehrerberuf.

Thüringens Kultusminister Bernward Müller (CDU) begrüßte Schavans Vorstoß. «Wir brauchen den Austausch mit der Wirtschaft», sagte er der «Leipziger Volkszeitung». An Thüringer Schulen sei das Engagement hochqualifizierter Unternehmensmitarbeiter längst Realität. Sie kämen aber nicht als Lehrer, sondern als Experten. Der CDU-Bildungsexperte Uwe Schummer unterstützte den Vorschlag ebenfalls. Wichtig sei aber, «dass dies kein Ersatz für die fehlenden Lehrer sein darf, sondern eine sinnvolle Ergänzung».

SPD-Generalsekretär Hubertus Heil meinte hingegen, Schavans Idee «scheint einer närrischen Büttenrede entsprungen zu sein». Eine Bundesbildungsministerin sollte wissen, «dass ein guter Lehrer neben seinen fachlichen Qualifikationen vor allem ein guter Pädagoge sein muss». Die bildungspolitische Sprecherin der Links-Fraktion Nele Hirsch, sprach von Flickschusterei. Der drohende Lehrermangel sei seit Jahren bekannt. Die Länder hätten aber versäumt das Problem zu lösen. Sie verlangte mehr qualifizierte Studienplätze und bessere Ausbildungsbedingungen für Lehrer.