Papst und Patriarch bekräftigen Wunsch nach Kircheneinheit - Pallium für Erzbischof Marx

Naht der "Tag der vollen Gemeinschaft"?

Papst Benedikt XVI. und Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel haben bei einem Festgottesdienst am Sonntag in Rom ihre Hoffnung auf eine baldige Kircheneinheit bekräftigt. Der theologische Dialog gehe "Dank der Hilfe Gottes" voran, sagte Bartholomaios I. als Ehrenoberhaupt der Orthodoxie. Benedikt XVI. bekundete seinerseits die Hoffnung auf "den Tag der vollen Gemeinschaft zwischen uns". Anlass des Besuchs des Patriarchen war das römische Patronatsfest Peter und Paul sowie die Eröffnung des Paulusjahrs. Predigten als Audio und Video.

 (DR)

Beide Kirchenführer saßen während des Wortteils der Messe nebeneinander auf Thronsesseln vor dem Hauptaltar der Petersbasilika. Das Glaubensbekenntnis sprachen sie gemeinsam auf Griechisch in der Form, die in der byzantinischen Liturgie üblich ist. Das Evangelium wurde nacheinander von einem katholischen und einem orthodoxen Diakon singend vorgetragen. Später tauschten Benedikt XVI. und Bartholomaios I. den traditionellen Friedensgruß bei der Eucharistiefeier.

Benedikt XVI. nannte die Anwesenheit der orthodoxen Delegation beim Fest der Gründungsapostel der römischen Kirche ein Zeichen des Willens, den Weg zur vollen Einheit noch entschiedener zu beschreiten. Bartholomaios I. lobte die Fortschritte im ökumenischen Gespräch «jenseits der bestehenden erheblichen Schwierigkeiten und der bekannten Problemstellungen». Er sei überzeugt, dass Benedikt XVI. nichts an persönlichem Einsatz fehlen lassen werde, um zu einem positiven Abschluss des Dialogs zu gelangen.

Marx empfängt Pallium von Benedikt XVI.
Der Münchener Erzbischof Reinhard Marx hat am Sonntag bei dem Festgottesdienst im römischen Petersdom das Pallium empfangen. Mit ihm erhielten 39 weitere im vergangenen Jahr ernannte Erzbischöfe aus der Hand des Papstes die schmale, mit weißen Kreuzen bestickte Wollstola als Zeichen der neuen Amtswürde.
Zwei Erzbischöfe, die an der Feier in Rom nicht teilnehmen konnten, erhalten die Stola an ihrem Metropolitansitz.

Der Papst nannte das Pallium ein Zeichen für die Verbundenheit der Bischöfe untereinander und mit dem Papst. «Keiner ist Hirte allein.» Zum Auftrag der Bischöfe gehöre die Kollegialität und die Gemeinschaft mit dem Nachfolger des Apostels Petrus als Gewähr der Einheit, sagte Benedikt XVI. Das Pallium wird traditionell am 29. Juni zum Fest der römischen Stadtpatrone Petrus und Paulus verliehen.

Marx hat sich dankbar und bewegt über die Verleihung des Palliums geäußert. Die Stola, die zuvor am Petrusgrab aufbewahrt worden sei, symbolisiere für ihn die Verbindung mit der Weltkirche und dem Nachfolger Petri, sagte Marx nach der Messe zur feierlichen Übergabe des Ehrenzeichens am Sonntag in Rom. Der ehemalige Trierer Bischof war im Februar an die Spitze der Erzdiözese München und Freising getreten. Von 1977 bis 1981 hatte Kardinal Joseph Ratzinger dieses Amt inne.

Bei einem Empfang in der deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl würdigte Marx die engen Verbindungen zwischen Staat und Kirche. Er beschrieb das Verhältnis als frei von Instrumentalisierung und als vertrauensvolle Zusammenarbeit. Zahlreiche deutschsprachige Kurienvertreter sowie Gäste aus Bayern waren in die deutsche Vertretung gekommen, um dem neuen Erzbischof zu gratulieren.

Benedikt XVI. erinnerte in seiner Predigt an den Brauch, die Pallien aus der Wolle von Schafen zu weben, die eigens gesegnet wurden. Die Stola verweise damit auf den Hirten Christus, der das verlorene Schaf auf die Schulter nehme und heimtrage. «Auf dem Weg des Kreuzes hat er uns heimgetragen», sagte der Papst. «Aber er will Menschen, die mit ihm tragen. Hirte in der Kirche Jesu Christi sein bedeutet, an diesem Auftrag teilzunehmen.»

Das Pallium werde so zum «Sinnbild der Berufung, wie er und mit ihm die Menschen zu lieben, die Suchenden, die Fragenden, die Selbstsicheren und die Demütigen, die Einfachen und die Großen», sagte der Papst. Benedikt XVI. selbst trug zu der Feier ein neu gestaltetes ringförmiges Pallium mit auf Brust und Rücken herabhängenden Streifen. Nach Angaben des päpstlichen Zeremoniars Guido Marini handelt es sich um eine Fortentwicklung des lateinischen Palliums. Die bisher verwendete Form mit auf der Schulter gekreuzten Stoffstreifen habe einige «lästige Probleme» in der Praxis bereitet, erläuterte Marini zuvor in einem Interview.