Gottesdienst für Großeltern in Bochum

Oma und Opa sind "Großengel"

Von Babysitter bis Trostspender: Großeltern sind für ihre Enkel da - aber das ist nicht selbstverständlich. Deshalb wird an diesem Sonntag mit einem Gottesdienst der katholischen und evangelischen Kirche in Bochum allen Großeltern "Danke" gesagt.

Zeit mit den Großeltern verbringen / © Monkey Business Images  (shutterstock)
Zeit mit den Großeltern verbringen / © Monkey Business Images ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Gibt es einen konkreten Anlass für diesen Segensgottesdienst für Großeltern?

Alexander Jaklitsch (Leiter des Zukunftsbild-Projekts "Segen an der Lebenswende Geburt" und Pastoralreferent in der Pfarrei St. Franziskus in Bochum): Der konkrete Anlass sind die Großeltern selbst. Es ist kein konkretes Datum oder Gedächtnistag den wir begehen, sondern wir haben uns diesen Sonntagnachmittag ausgesucht, an dem man vielleicht noch schön einen Spaziergang im Stadtpark von Bochum anschließen kann und vorher gemeinsam beten kann, um diese Aufgabe als Großeltern, und gemeinsam aus der Schrift hört. Das ist der Anlass.

DOMRADIO.DE: Alle Großeltern und werdenden Großeltern sind eingeladen. Wie werden Sie dann den ökumenischen Gottesdienst gestalten?

Jaklitsch: Es ist eigentlich eine Segensfeier, ein Wortgottesdienst, in dem wir natürlich gemeinsam singen, in dem wir ein Wort aus der Bibel hören. Am Sonntag wird das aus dem 18. Kapitel des Matthäusevangeliums sein. Die Frage der Jünger "Wer ist eigentlich der Größte?" auf die Jesus sagt "Der, der sich klein machen kann, derjenige, der sich auf die Perspektive der Kinder einlassen kann, der ist der Größte." Das ist der Text der uns inspiriert. Dann nehmen wir uns Zeit für Fürbitten, für die Anliegen der Großeltern.

Da ist viel an Freude und gemeinsamer Zeit, manchmal aber auch Sorgen um die Enkelkinder. Manchmal ist die Beziehung zwischen Enkelkindern und Großeltern auch von einer großen Entfernung geprägt. All diese Fragen dürfen Raum haben in diesem Gottesdienst und sollen Gott anbefohlen werden. Das ist ein zentraler Teil des Gottesdienstes: Für diese wichtige Aufgabe der Großeltern sprechen wir den Segen zu.

DOMRADIO.DE: Sie schreiben in Ihrer Ankündigung auch von "Großengeln" für die Großeltern. Warum sind Großeltern aus Ihrer Sicht Engel?

Jaklitsch: Wir haben uns bei der Vorbereitung ein passendes Bild überlegt und da sind wir auf Engel gekommen. Für uns sind Großeltern Lebensbegleiter, deshalb dieser Kunstbegriff "Großengel". Wenn ich Sie oder jemanden anderen fragen würde: "Sind Sie ein Engel?" würden Sie wahrscheinlich sagen "Naja, da habe ich so noch nicht drüber nachgedacht". Enkelkinder aber würden wahrscheinlich über ihre Großeltern sagen "Das sind Engel. Sie helfen uns in schwierigen Situationen und begleiten uns, wenn uns der Alltag über den Kopf wächst." Aus diesen Gründen passt der Begriff "Großengel" aus unserer Sicht gut.

DOMRADIO.DE: Ich denke, was Großeltern leisten, das merkt man wenn sie nicht da sind. Manche Enkelkinder haben Großeltern, die weit weg wohnen. Heutzutage wohnt man ja meist nicht am selben Ort. Dann gibt es auch Kinder, die keine Großeltern haben, weil diese schon gestorben sind. Was fehlt diesen Kindern?

Jaklitsch: Ich kann da nur aus meiner persönlichen Erfahrung sprechen.  Ich habe meine Großeltern tatsächlich als solche Begleiter erlebt. Sie hatten schon eine ganze Menge Erfahrung und waren - wie Kinder so sagen - "schon ganz schön groß". Trotzdem waren sie immer bereit sich von einem kleinen Kind, das ich damals war, in besondere Situationen bringen zu lassen. Sie haben mit mir gespielt, Ausflüge unternommen, wo ich mich ihnen in ganz besonderer Weise anvertrauen konnte. Bei den Eltern war das vielleicht etwas schwieriger. Mir hätte das alles sehr gefehlt, wenn sie nicht da gewesen wären.

DOMRADIO.DE: Es gibt ja auch viele, die das Glück haben, dass ihre Eltern, in der Rolle als Großeltern, sie und ihre Kinder im Alltag begleiten. Sie sind wirklich der Notfallbabysitter, damit die Mutter weiter arbeiten kann, und so weiter. Das sind Dinge, die vielfach als Selbstverständlichkeit angesehen werden. Wollen Sie das auch noch einmal besonders herausstellen, sodass man spürt, was die Großeltern da leisten?

Jaklitsch: In jedem Fall, darum geht es. Es ist eine Aufgabe, aber man ist nicht andauernd gefordert, so wie Eltern gefordert sind. Aber man ist immer wieder gefordert, zu ganz bestimmten Zeiten, hat aber auch besondere Aufgaben, die den Eltern wirklich helfen. Ich habe selbst zwei kleine Kinder und bin sehr dankbar, wenn die Großeltern als Babysitter einspringen, weil sie uns damit den Rücken freihalten. Es ist wichtig ihnen das auch mal zu sagen, weil das für sie meist selbstverständlich ist – so selbstverständlich ist das aber nicht.

DOMRADIO.DE: Außerdem ist es gut, wenn man das trennen kann. Großeltern dürfen auch mal Süßigkeiten geben oder Fernsehen schauen lassen, wo die Eltern sagen "Will ich nicht". Das können die Kinder gut unterscheiden.

Jaklitsch: Auf jeden Fall.

DOMRADIO.DE: Ihre Feier findet in der Kapelle des Bochumer St. Josef Hospitals statt. Warum genau da?

Jaklitsch: Nicht deshalb weil es in einem Krankenhaus ist oder weil wir der Meinung wären, dass Großeltern schon näher am Krankenhaus sind, sondern weil das ein besonders intensiver Raum ist. Das ist ein Raum, in dem man sich gut um Altar und Ambo versammeln kann, einer der durch neue Kunst geprägt ist, auch durch eine moderne und offene Architektur. Es ist ein Ort, an dem man gut zu sich selbst finden und sich zurückziehen kann. Man kann dort aber auch gut Gemeinschaft erleben.

Deshalb ist dieser Ort besonders geeignet und wir sind dankbar, dass wir dort zu Gast sein können. Das zweite ist, dass es direkt am Bochumer Stadtpark liegt und dort kann man dann hoffentlich bei schönem Herbstwetter einen Spaziergang anschließen.

Das Interview führte Dagmar Peters.


Quelle:
DR