Obama begann ersten Arbeitstag mit "Nationalem Gebetsgottesdienst"

Auf dem rechten Weg

Der erste Arbeitstag des neuen US-Präsidenten Barack Obama hat am Mittwoch offiziell mit einem feierlichen "Nationalen Gebetsgottesdienst" begonnen. An der interreligiösen Andacht waren Geistliche verschiedener Glaubensrichtungen und Kirchen beteiligt, um ein Zeichen für Toleranz und Religionsfreiheit zu setzen.

 (DR)

Zu festlicher Orgel- und Trompetenmusik, patriotischen Liedern und christlichen Hymnen versammelten sich Barack und Michelle Obama, Vizepräsident Joe Biden und seine Ehefrau Jill, die neuen Kabinettsmitglieder, Kongressabgeordnete und Senatoren in der Washingtoner Nationalkathedrale.

Erstmals in der mehr als 200-jährigen Geschichte des Nationalen Gebetsgottesdienstes predigte an diesem Mittwoch eine Frau. Sharon Watkins ist die Präsidentin der 700.000 Mitglieder zählenden und theologisch liberal eingestuften Christian Church (Disciples of Christ). Zu Beginn der neuen Regierung sei es angebracht, «spirituell tief Atmen zu schöpfen», sagte Watkins. Sie appellierte an Obama, als Präsident nicht der Versuchung nachzugeben, seine ethischen Grundsätze zu verlassen. Die Nation brauche einen Präsidenten, der festhalte an seinen «tiefsten Werten und unseren gemeinsamen Hoffnungen». Gerade in schwierigen Zeiten werde ein Präsident gebraucht, der sich von Gerechtigkeit und Großzügigkeit leiten lasse.

Die Nationalen Gebetsgottesdienste nach der Amtseinführung eines Präsidenten werden seit 1789 abgehalten. Damals ordnete der Kongress die Gebete für George Washington an, den ersten Präsidenten der neuen Nation. Die Nationalkathedrale gehört der US-Episkopalkirche (Anglikaner) an, versteht sich aber als «spiritueller Hafen» für die ganze Nation.

Beim Gottesdienst zum Amtsantritt Obamas sprachen protestantische Pastoren sowie der römisch-katholische Erzbischof Donald Wuerl (Washington) Gebete. Gott möge die neue Regierung mit Weisheit segnen, betete Wuerl. Der Rabbiner David Saperstein las den 121. Psalm. Fürbitten für Regierung, Nation und die US-Streitkräfte wurden unter anderem vorgetragen von zwei weiteren Rabbinern, Ingrid Mattson, der Präsidentin der «Islamischen Gesellschaft von Nordamerika», Jim Wallis vom liberalen evangelikalen Magazin «Sojourners», Uma Mysorekar, der Präsidentin einer nordamerikanischen Hindu-Organisation.

Das Abschlussgebet der 75-minütigen Andacht sprach Katharine Jefferts Schori, die leitende Bischöfin der US-Episkopalkirche. Sie bat um Gerechtigkeit und um Stärke für den neuen Präsidenten, «aus der Hoffnung Realität zu machen». Den Segen erteilte Pastor Wesley Grandberg-Michaelson Generalsekretär der Reformierten Kirche von Amerika.

Barack Obama war bis Mai 2008 Mitglied einer Gemeinde in Chicago, die der protestantischen «Vereinigten Kirche Christi» angehört. Die Obamas verließen die Gemeinde wegen ihres umstrittenen Predigers. Am Sonntag vor der Inauguration haben sie in Washington eine Baptistengemeinde besucht.