Moskauer Patriarch kritisiert westliche Sanktionen gegen ihn

"Eine sehr schwache Position"

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. protestiert gegen ein angebliches Einreiseverbot der EU gegen ihn. Tatsächlich darf Kyrill I. weiter in fast alle EU-Länder reisen. Nur einzelne Mitgliedstaaten verhängten Sanktionen.

Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva (KNA)
Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva ( KNA )

Eine derartige Entscheidung habe es noch nie gegeben, "nicht einmal während des Kalten Krieges"», sagte er nach Angaben seiner Kirche (Mittwoch). Nur einzelne Mitgliedstaaten wie Litauen setzten den Patriarchen wegen seiner Unterstützung für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine auf ihre Sanktionsliste.

Patriarch Kyrill I. und Wladimir Putin beim Ostergottesdienst 2015 / © Natalia Gileva (KNA)
Patriarch Kyrill I. und Wladimir Putin beim Ostergottesdienst 2015 / © Natalia Gileva ( KNA )

Das russische Kirchenoberhaupt rief den Westen auf, ihn ins dortige Fernsehen einzuladen und mit ihm zu diskutieren. Doch "sie haben Angst davor, weil das Recht auf unserer Seite ist, nicht auf ihrer", so Kyrill I. "Sie haben eine sehr schwache Position - im Allgemeinen ist die Position des Isolationismus immer schwach." Er sei jedoch offen für den Dialog "sowohl mit denen, die uns lieben, als auch mit denen, die uns nicht lieben".

Internationale Empörung

Patriarch Kyrill ist ein wichtiger Verbündeter von Kreml-Chef Wladimir Putin. Seine Predigten für den russischen Einmarsch in die Ukraine sorgen seit Monaten international für Empörung. Litauen hatte sich erfolglos für EU-Sanktionen gegen den Moskauer Patriarchen starkgemacht. Die ungarische Regierung von Viktor Orban verhinderte Anfang Juni mit ihrem Veto die Bestrafung des Moskauer Patriarchen durch die gesamte EU. Kanada und Großbritannien belegten ihn dagegen mit Sanktionen.

Kyrill I. ist auch in der Weltorthodoxie umstritten. Er fährt einen harten Konfrontationskurs gegen den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie. Seit 2018 lehnt der russische Patriarch jeden Kontakt zu ihm ab.

Moskau und der Vatikan

Die Beziehungen zwischen Moskau und dem Vatikan gelten seit jeher als schwierig. Nun erklärte das russische Patriarchat sie für "eingefroren". Ein Tiefpunkt in einer mehr als 1.000 Jahre alten gemeinsamen Geschichte. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) zeichnet wichtige Stationen nach:

Kyrill I. und Papst Franziskus (Archiv) / © Paul Haring/CNS photo (KNA)
Kyrill I. und Papst Franziskus (Archiv) / © Paul Haring/CNS photo ( KNA )
Quelle:
KNA