Missbrauchsbeauftragte Bergmann fordert auch staatliche Entschädigung für Opfer

Nach 15.000 Anrufen und Briefen

Die Bundesmissbrauchsbeauftragte Bergmann ist für eine staatliche Entschädigung von Missbrauchsopfern. Die Regierung sei "ganz klar mit in der Pflicht, gerade wenn es um Hilfe für lange zurückliegende Fälle geht und für Menschen, die in ihren Familien missbraucht wurden". In einer Woche will sie ihren Abschlussbericht zu Kindermissbrauch vorlegen.

 (DR)

Die Verantwortung liege zwar vor allem bei den Institutionen, in denen der Missbrauch vorgefallen sei, sagte Bergmann am Mittwoch laut einem vorab verbreiteten Interview der Wochenzeitung "Die Zeit".



Recht auf angemessene finanzielle Entschädigung

Die von sexuellem Missbrauch Betroffenen hätten ein Recht auf angemessene finanzielle Entschädigung, sagte Bergmann. Für diese Menschen sei bisher niemand aufgekommen. Aus Gerechtigkeitsgründen müsse der Bund sich beteiligen. "Die Verantwortlichen dürfen sich aus diesem Thema nicht mehr zurückziehen", so Bergmann.



Seit März 2010 seien bei ihrer Anlaufstelle für Betroffene rund 15.000 Anrufe und Briefe eingegangen, berichtete die ehemalige Bundesfamilienministerin. Mehr als 60 Prozent der Fälle seien im familiären und sozialen Umfeld passiert. Bei den Institutionen liege die katholische Kirche mit 45 Prozent aller Fälle vorn.



Verbessertes Therapieangebot für die Betroffenen

In den im Abschlussbericht formulierten Empfehlungen an die Politik geht es Bergmann auch um ein verbessertes Therapieangebot für die Betroffenen. Gerade Therapien, die als besonders hilfreich eingeschätzt werden, seien bisher keine Kassenleistungen. "Es geht um zusätzliche Hilfen und eine erweiterte Kostenübernahme", sagte Bergmann. Betroffene müssten schneller und unkomplizierter einen geeigneten Therapieplatz finden, Therapeuten besser für das Thema ausgebildet sein.



Christine Bergmann will am 24. Mai ihren Abschlussbericht vorlegen. Anfang Juni tagt erneut der Runde Tisch der Bundesregierung zu Kindesmissbrauch.