Limburger Bischof beruft Bezirksdekan wegen Segnung Homosexueller ab - Pressesprecher im Interview

Nicht segenswürdig?

Nach der Segnung eines homosexuellen Paares ist der katholische Pfarrer Peter Kollas aus Wetzlar vom Amt des Bezirksdekans abberufen worden. Der zuständige Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst habe sich zu diesem Schritt entschlossen, nachdem Kollas am vergangenen Freitag im Wetzlarer Dom die Feier einer eingetragenen Lebenspartnerschaft mitgestaltet hatte, teilte das Bistum Limburg am Mittwoch mit. Im domradio-Interview erläutert Pressesprecher Robert Eberle den Vorgang.

 (DR)

Eine Segnung eingetragener Lebenspartnerschaften durch katholische Seelsorger sei nicht möglich, hieß es in der Mitteilung. Sonst könne der falsche Eindruck entstehen, dass die Kirche homosexuelle Lebensgemeinschaften der Ehe gleichstelle. Die katholische Kirche sehe sich zwar verpflichtet, für homosexuelle Personen angemessene Formen der Seelsorge zu suchen. Nach der Lehre der Kirche könne dies jedoch in keiner Weise zur rechtlichen Anerkennung oder Segnung von homosexuellen Lebensgemeinschaften führen.

Das Bistum wies darauf hin, dass sich der Wetzlarer Pfarrer in einem Gespräch mit dem Bischof einsichtig gezeigt habe. Der Pfarrer habe Segenshandlungen für eingetragene Lebenspartnerschaften zuvor nie vorgenommen und werde dies auch in Zukunft nicht mehr tun. Laut Bistum soll in den nächsten Tagen ein kommissarischer Bezirksdekan für den Bezirk Wetzlar ernannt werden, der das notwendige Vertrauen des Bischofs genieße. Bezirksdekane fungieren als Vertreter des Bischofs in den Bezirken.

Das von Kollas gesegnete homosexuelle Paar hatte vor der Zeremonie am vergangenen Freitag im Wetzlarer Dom im Standesamt geheiratet. Danach war die Festgesellschaft in den Dom gezogen, wie Bistumssprecher Eberle erläuterte. An der Zeremonie im Dom hätten rund 150 Personen, darunter auch ein evangelischer Geistlicher, teilgenommen.

Nach der Zeremonie habe es «Proteste und Irritationen» von Katholiken, aber auch evangelischen Christen gegeben. Um «weiteren Schaden» abzuwenden, habe man den Bezirksdekan abberufen. Sein Amt als Pfarrer werde Kollas behalten. Der 55-Jährige habe sich «einsichtig» gezeigt.

Kritik von Homosexuellen-Verbänden
Die Bündnisgrünen und der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) kritisierten die Maßnahme des Bischofs. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, sprach von einem «geistigen Armutszeugnis». Die Entscheidung sei «ein Dokument pharisäerhafter Bigotterie und der Unbarmherzigkeit gegenüber homosexuellen Christen». LSVD-Sprecher Axel Hochrein warf der katholischen Kirche vor, sie versuche mit allen Mitteln, die Lesben und Schwulen in ihren Gemeinden zu verdrängen.

Der Bundesvorsitzende der Lesben und Schwulen in der Union (LSU), Reinhard Thole, erklärte, die Kirche habe nicht das Recht, zwei liebenden Menschen ihren Segen zu verweigern. «Wir segnen Pferde, Autos, Devotionalien. Warum sollen wir dann nicht auch die Liebe zweier Menschen segnen», sagte er. Die Segnung, auch von zwei homosexuell Liebenden, sei kein sakramentaler Akt und bedeute damit auch nicht die Gleichstellung mit dem Sakrament der Ehe.