"Die Priesteramtskandidaten sollen sich für die Hochschule entscheiden, die ihnen als passender erscheint", sagte Thillainathan dem Portal katholisch.de am Montag. Er wolle "Wahlfreiheit für die Seminaristen, kein starres Korsett".
Ist die Priesterausbildung noch zeitgemäß?
Es stelle sich auch die Frage, "ob die aktuelle Priesterausbildung zeitgemäß ist", sagte Thillainathan, der seine aktuelle Funktion im vergangenen Herbst angetreten hatte. Mit ihm verantwortet zum ersten Mal eine nicht-weiße Person die Priesterausbildung einer deutschen Diözese in einer Spitzenposition.
Inhalte müssten immer wieder darauf abgeklopft werden, "ob wir die Kandidaten damit auf die Situationen vorbereiten, auf die sie auch wirklich treffen - und nicht die, die wir uns wünschen oder die es vor Jahrzehnten mal gegeben hat." Seit dem Konzil von Trient (1545-1563) habe sich "das System der Priesterausbildung nicht groß verändert", sagte der Pfarrer. Aus seiner Sicht seien etwa Priesterseminare durchaus sinnvoll, "wenn sie nicht alleine stehen".
Anbindung an eine Gemeinschaft sinnvoll
Im Erzbistum Köln gelte seit diesem Jahr die Regel, dass die Studenten das Priesterseminar für mindestens zwei Jahre verlassen sollten, um in Wohngemeinschaften zu leben. "Das Priestertum der Zukunft braucht eine Anbindung an eine Gemeinschaft", so Thillainathan. Dies könnten ein Orden oder eine geistliche Gemeinschaft sein, aber auch andere Priester oder eine Familie:
"Menschen, mit denen man einen gemeinsamen Weg geht, mit denen man einen Alltag hat". Eine solche Verbundenheit komme in größer werdenden pastoralen Räumen häufig zu kurz; Priestern drohten dann Vereinsamung und Überforderung.
Macht, Kommunikation und Offenheit
Wichtige Ausbildungsthemen seien der Umgang mit Macht und Ohnmacht, aber auch Kommunikation. "Das heißt nicht nur, Social-Media-Kanäle richtig zu bedienen, sondern auch eine Haltung des Hinhörens und der klaren Kommunikation zu entwickeln." Priester müssten Menschen in ihrer Lebenssituation ernstnehmen und Wege suchen, um sie mit der Kirche zu versöhnen:
"Die Kirche gibt viel zu oft Antworten auf Fragen, die niemand gestellt hat. Deshalb ist es entscheidend, erstmal zuzuhören." Zudem müssten Priester "in der Lage sein, Missbrauch zu erkennen und dem mutig entgegenzutreten".