"Kirche in Not" verurteilt Priester-Festnahme durch Besatzer

Verhaftung "grundlos und rechtswidrig"

In der ukrainischen Stadt Berdjansk sind zwei katholische Priester von russischen Einheiten festgenommen worden. Den Geistlichen wird vorgeworfen, Waffen und Sprengstoff besessen und einen "terroristischen Akt" vorbreitet zu haben.

Eine Frau und ein Mann mit aufgemalten ukrainischen Fahnen auf ihren Gesichtern / © Matyas Rehak (shutterstock)
Eine Frau und ein Mann mit aufgemalten ukrainischen Fahnen auf ihren Gesichtern / © Matyas Rehak ( shutterstock )

Dies teilte der Bischof des ukrainisch griechisch-katholischen Exarchats Donezk, Stepan Meniok, in einem Schreiben an das weltweite katholische Hilfswerk "Kirche in Not" (ACN) mit.

Wegen mutmaßlicher terroristischer Aktivitäten inhaftiert

Bei den beiden Inhaftierten handelt es sich um die Patres Ivan Levytsky und Bohdan Heletta. Sie gehören der Ordensgemeinschaft der Redemptoristen an und sind einige der wenigen katholischen Geistlichen, die in den von Russland besetzen Gebieten tätig sind.

Ordensmänner mit Ukraineflaggen an einer Straßensperre (KiN)
Ordensmänner mit Ukraineflaggen an einer Straßensperre / ( KiN )

Pater Ivan leitete die Pfarrei "Mariä Geburt" in Berdjansk; Pater Bohdan war dort als Kaplan tätig. Sie betreuten die verbliebenen Katholiken, die sowohl dem lateinischen als auch dem ostkirchlichen Ritus angehören. Lokalen Berichten zufolge wurden die Ordensmänner wegen mutmaßlicher terroristischer Aktivitäten in einem Untersuchungsgefängnis in Berdjansk interniert.

Bischof Stepan Meniok wies in seiner Mitteilung die Vorwürfe gegen die beiden Geistlichen als falsch zurück. Die Verhaftung sei "grundlos und rechtswidrig" erfolgt. Es handle sich um ein organsiertes Manöver zu Propagandazwecken: "Zum Zeitpunkt der Durchsuchung der Kirche und des Pfarrhauses waren die beiden Priester bereits in Haft. Das heißt, sie konnten das Vorgehen der russischen Soldaten in keiner Weise verfolgen und können deshalb keine Verantwortung für die angeblich bei ihnen gefunden Waffen übernehmen. Das ist eine klare Verleumdung." Die beiden Ordenspriester seien seit mehr als drei Jahren in der Stadt Berdjansk tätig, die in Folge der russischen Invasion in der Ukraine unter Besatzung steht. Berdjansk liegt am Asowschen Meer, etwa 80 Kilometer südlich von Mariupol.

Missachtung elementarer Menschenrechte

Bischof Meniok rief dazu auf, die Verletzung grundlegender Menschenrechte international bekannt zu machen und so auf eine Freilassung der inhaftierten Geistlichen hinzuwirken: "Wir appellieren an die Behörden und alle Menschen guten Willens, sich diesem Anliegen anzuschließen und wir bitten um ein verstärktes Gebet."

Ukrainische Soldaten im Krieg / © Roman Chop/AP (dpa)
Ukrainische Soldaten im Krieg / © Roman Chop/AP ( dpa )

"Kirche in Not" hat bereits mehrere Berichte erhalten, wonach die russischen Einheiten in den eroberten Gebieten massiv gegen die lokale Bevölkerung vorgehen. So hatte der römisch-katholisch Bischof Pawlo Honcharuk aus Charkiw bereits im August im Gespräch mit dem Hilfswerk von sogenannten Filtrationslagern in den besetzten Gebieten berichtet: "Wenn jemand etwas gegen eine Frau hat, denkt er sich Verdächtigungen gegen sie aus, und sie wird sofort inhaftiert und von ihren Kindern getrennt. Es gibt viele solcher tragischen Geschichten."

Kirche in Not

KIRCHE IN NOT ist ein pastorales Hilfswerk, das sich rein aus Spenden finanziert. Es hilft vor allem bei der Aus- und Weiterbildung von Seminaristen, Priestern und Ordensleuten, bei Bau und Renovierung von Ausbildungsstätten und Kirchen, beim Übersetzen und Verlegen der Bibel und anderer religiöser Literatur und bei der Ausstrahlung religiöser Rundfunkprogramme.

KIRCHE IN NOT / Ostpriesterhilfe Deutschland e. V. (KiN)
KIRCHE IN NOT / Ostpriesterhilfe Deutschland e. V. / ( KiN )
Quelle:
KiN