Antwort von Weihbischof Dr. Schwaderlapp
Liebe Sara,
danke für Ihre Frage. Ein evangelischer Geistlicher/eine evangelische Geistliche ist von seinem/ihrem Selbstverständnis etwas ganz anderes als ein katholischer Priester. Ein evangelischer Geistlicher ist ein Vertreter der Gemeinde, der deren Anliegen vor Gott bringt und ihm Auftrag der Gemeinde Gottesdienste feiert und die Heilige Schrift auslegt. Der katholische Priester hingegen ist nach unserem Selbstverständnis der Gesandte Gottes im Gegenüber zur Gemeinde. Seine Sendung ist es, Christus in der Kirche präsent zu machen, ihm Wort und Stimme zu leihen, so dass Christus durch ihn handeln kann. Nicht der Auftrag der Gemeinde, sondern die Weihe durch den Bischof versetzt den Priester in die Lage, dies zu tun. Wenn er also die hl. Messe feiert, dann ist Christus es, der durch die Worte des Priesters Brot und Wein in sein Leib und sein Blut wandelt. Wenn der Priester im Bußsakrament sagt: "Ich spreche dich los von deinen Sünden..", dann ist Christus es, der durch die Worte des Priester von den Sünden befreit. Wie Sie sehen, gibt es also in dieser Frage ein ziemlich erheblichen Unterschied zwischen evangelisch und katholisch. Wenn ein evangelischer Geistlicher konvertiert, dann wird er damit nicht automatisch katholischer Priester. Er kann aber zum Priester geweiht werden, wenn er das Amtsverständnis der katholischen Kirche teilt. Da es aufgrund des Selbstverständnisses des Priesters in der katholischen Kirche das Frauenpriestertum nicht gibt, können auch in diesem Fall nur Männer zum Priester geweiht werden.
Unter dem Strich: Es geht hier nicht um ein besser und schlechter von Berufungen, sondern um ein anderes Verständnis.
In der Hoffnung, Ihnen damit gedient zu haben, verbleibe ich mit allen Segenswünschen
Ihr
+Dominikus Schwaderlapp
