Morgenimpuls von Schwester Katharina

Gott sieht die Liebe!

Nicht in jeder Familie steht die Geburt Jesu an Weihnachten im Mittelpunkt. Für viele geht es um das Beisammensein. Um liebevoll miteinander umzugehen, muss man nicht an Gott glauben, findet Schwester Katharina.

Schriftzug God und Love formen ein Kreuz / © ChristianChan (shutterstock)
Schriftzug God und Love formen ein Kreuz / © ChristianChan ( shutterstock )

Familienleben ist schon mal kompliziert. Das eine Ehepaar lebt seit mehr als 13 Jahren getrennt, ist aber nicht geschieden. Jede und jeder hat einen neuen Partner und neue Gewohnheiten. Ein Kind bei ihr, ein Kind bei ihm. Aber mittlerweile sind beide jungen Erwachsenen ausgezogen und in andere Städte umgezogen. Ein anderer Verwandter ist gerade frisch getrennt, nach 15 Jahren mit der dritten Lebensabschnittsgefährtin. Die Tochter lebt allein in einer anderen Stadt und kommt, wann immer es geht zum Vater, weil bei der Mutter wegen des neuen Lebensgefährten kein Platz mehr ist.

Aber einmal im Jahr, am Heiligen Abend, trifft sich die erste Familie und feiert zusammen. Seit mehr als 13 Jahren. Mittlerweile bringt der Sohn die Freundin mit, die aus einer ganz anderen Kultur kommt und die ehemalige Schwägerin regte an, dass ihr Ex Schwager, der jetzt plötzlich allein ist, doch auch dazu kommen kann. Sie kochen füreinander, essen zusammen, plaudern sehr angeregt über die Ereignisse der letzten Monate, spielen zusammen und verteilen kleine, sehr liebevoll ausgesuchte Gaben aneinander. Niemand von ihnen geht in eine Kirche und ob sie an Gott glauben, weiß ich wirklich nicht.

Vielleicht ist alles Ritual. Vielleicht ist es eine gute Gewohnheit. Vielleicht ist es um der Kinder wegen, die ja immer, auch wenn sie groß sind, Kinder bleiben. Vielleicht aber ist es eine Ahnung davon, dass es möglich ist, trotz aller Trennungen und Verletzungen, aller Tränen und Traurigkeiten zusammen zu sein und den Geburtstag eines Gottessohnes zu feiern, der sich genau in dieses Chaos und Durcheinander der Menschen hineinbegibt und es mit ihnen teilt. Und meine Hoffnung und meine Ahnung ist, dass zwischen diesen Menschen mehr Liebe, mehr Vergebung, mehr Hoffnung auf Zukunft ist als in manchen christlichen Familien, in denen dieses Weihnachtsfest auch kaum etwas mit Liebe und Frieden und gegenseitigem Respekt zu tun hat. Und ich bin mir sicher, dass Gott allein die Liebe sieht und annimmt, weil Gott die Liebe ist. Und ich, ich bete jeden Tag für sie. Denn es ist meine Familie und ich liebe sie von ganzem Herzen.

 

Quelle:
DR