Generalvikar für Null-Toleranz bei straffällig gewordenen Geistlichen

Kein Weg zurück

Nach den Skandalen um sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in der katholischen Kirche hält der neue Generalvikar des Kölner Erzbischofs, Stefan Heße, den erneuten Einsatz von straffällig gewordenen Geistlichen kaum für möglich. Als praktikable Lösung bleibe im Grunde nur die Null-Toleranz - die Entlassung aus dem kirchlichen Dienst, sagte Heße.

 (DR)

"Diese US-amerikanische Praxis wird auch von den deutschen Bischöfen diskutiert, und ich halte es durchaus für möglich, dass auch wir zu dieser Lösung kommen", sagte Heße. Es gehe "nicht nur um vergangene Taten und Verjährungsfristen, sondern auch um die Glaubwürdigkeit der Kirche: Kann ein Täter noch glaubhaft im Auftrag der Kirche das Evangelium verkünden?"  sagte Heße dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Er stellt sich damit gegen die bisherige Praxis.



Zugleich nannte er den Umgang mit den Tätern "die vielleicht schwierigste Herausforderung, vor der wir stehen". Dabei müsse den Verantwortlichen klar sein, dass die Täter nicht verschwinden, wenn sie keine Priester mehr sind. Auch ein Ex-Pfarrer würde in der öffentlichen Wahrnehmung nach wie vor der Kirche zugeordnet.



Bischöfe wollen Regeln überarbeiten

Nach Informationen des Blattes wollen die deutschen Bischöfe ihre Regeln für den Umgang mit Tätern aus den eigenen Reihen spätestens nächstes Jahr erneut überprüfen. Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, hatte auf dem jüngsten Katholikentag die bisherige Praxis verteidigt, wonach in Deutschland kein generelles Beschäftigungsverbot für Priester besteht, die wegen Sexualdelikten straffällig geworden sind.



Ackermann verwies darauf, dass sich die Täter nach dem Verbüßen einer juristischen Strafe einem forensischen Gutachten unterziehen müssten. Dies bilde die Basis für einen weiteren Einsatz. Die betreffenden Mitarbeiter würden nicht bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen eingesetzt.



Mit einem nationalen Eucharistischen Kongress im Juni 2013 in Köln will die katholische Kirche in Deutschland verstärkt die Nähe zu ihren Gläubigen suchen. Der Kongress dient nach Angaben des Erzbistums Köln der Glaubensvertiefung und Begegnung mit den katholischen Gläubigen aus allen Diözesen. Er solle "uns helfen, unseren Glauben aus seiner Mitte heraus tiefer zu verstehen", erklärte der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner.