Felix Genn, Bischof von Essen

Bischöfe zum Advent: 7. Dezember

Ich wünsche Ihnen einen schönen und gesegneten Advent. Auch in unserem Bistum gibt es sehr starke Veränderungen. Ich kann nicht sage, dass der Advent eine stille Zeit ist. Gerade gegen Ende des Jahres drücken diese Veränderungen in besonderer Weise, weil Vieles mit dem Stichtag 31. Dezember erledigt werden muss. Nun ist in unserem Leben Vieles unveränderbar, mit Vielem müssen wir leben und uns abfinden: mit unserem Alter, unserer Lebensgeschichte, mit Entscheideungen, die sich nicht rückgängig machen lassen, obwohl wir das manchmal gerne täten.

 (DR)

Wem erfüllen sich schon alle Träume seines Lebens? Trotzdem - manches können wir selber verändern, wir müssen uns nicht mit allem abfinden. Vor allem können wir die innere Einstellung verändern und dazu kann der Advent uns sehr helfen. Ich denke hier besonders an Johannes den Täufer mit seiner Forderung umzukehren und an das Evangelium zu glauben. Er ist eine adventliche Gestalt. Er hilft uns, die Aufforderung zur Umkehr in unserem Leben anzuwenden. Können wir umdenken bei allen Veränderungen auf Jesus Christus hin als den Messias, der kommt? Auf den wir zugehen? Ich möchte das noch etwas tiefer sagen: Habe ich in mir die Sehnsucht, dass mein Leben sich erfüllt in einer großen Geborgenheit und Liebe, die unendlich ist? Dann habe ich in mir die Sehnsucht nach Gott. Dahin möchte Johannes der Täufer uns umkehren. Für Johannes Leben die Menschen nicht freier, die sich von Gott getrennt haben. Sie leben auch nicht bequemer und unabhängiger. Eher umgekehrt - wer sich Gott zuwendet, begibt sich auf den Weg seiner Sehnsucht nach Vertrauen und nach Liebe zu stillen und sie aus dem Glauben zu leben. Dazu lässt sich die Zeit des Advent neu nutzen. Vielleicht gibt es doch Gelegenheit, mitten in der Hektik auf die innere Sehnsucht des Herzens zu schauen und von daher Leben zu verändern. Sich nicht mit allem abzufinden, umzudenken auf Gott hin und unser Leben bewußter von ihm prägen zu lassen. Das kann einfach dadurch geschehen, dass wir einmal in der Bibel herumblättern, vielleicht auch direkt einen bestimmten Abschnitt aufschlagen oder ein Evangelium ganz bewußt in dieser Adventszeit lesen.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie diese stille Zeit in all der Hektik finden. Auch wenn manches an Terminen auf das Ende des Jahres hin drückt, könnte hier eine neue Freiheit geschenkt werden. Vielleicht nur anfanghaft, aber trotzdem vom Geschmack her sehr positiv. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesegneten Advent.