Wort des Bischofs

Europameisterschaft

Sein Herz schlägt für den 1. FC Köln, aber natürlich begeistert er sich auch für die Spiele der Nationalmannschaft: Kardinal Woelki über Teamplay.

 (DR)

Als aktiver Fußballfan habe ich mich schon lange auf die Europameisterschaft gefreut. Und jetzt rollt der Ball wieder. Gemeinsam feiern wir die Siege unserer Nationalmannschaft, gemeinsam trauern wir im Zweifelsfall. Wegen der Pandemie ist es nicht wie in den vergangenen Jahren. Aber wenn nur jeder mit zwei, drei anderen und einem Bier vorm Fernseher sitzt – bekommen Sie neben dem Spiel gleichzeitig quasi eine Art Predigt mit, eine Anleitung zum guten Leben. Eine Predigt in Zusammenspiel, in einheitlichem Auftreten. Eine Lehrstunde über die fatale Wirkung von Zerwürfnissen und Missverständnissen. So sehe ich das als Bischof und Fußballfan jedenfalls. Da sitze ich also vor dem Bildschirm und sehe, wie Mannschaften nur gewinnen können, wenn sie eine Einheit sind. Alle zusammen mit demselben Ziel – gewinnen – sonst wird das nix. Wenn es in der Mannschaft Spaltungen gibt und der eine nur eifersüchtig auf den anderen schielt, weil der mehr Ballbesitz hat und die Tore schießt, funktioniert das nicht. Jeder muss seine eigenen Fähigkeiten und Gaben an seiner Position einbringen. Und auch der Mittelstürmer muss sich da in das Spiel der Mannschaft einfügen, Räume schaffen oder defensiv aushelfen. Gerade bei den großen Verschiebetaktiken muss er mit der Mannschaft arbeiten.

Ich meine, von dieser Gemeinschaft auf dem Spielfeld müssen wir, müssen Sie und ich uns einiges abgucken. Kein Reich, das in sich gespalten ist, kann bestehen bleiben, sagt uns auch Jesus. Jeder muss manchmal für die Gemeinschaft und das gemeinsame Ziel Opfer bringen und sein Ego hintenanstellen. Auch unsere Kirche, unser Bistum und auch unsere Gesellschaft kann nur so funktionieren. Ich wünsche mir, dass diese Ballpredigt uns alle erreicht, damit wir gemeinsam siegen können.

Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln