Erzbischof Zollitsch zum Mannheimer Katholikentag

Glaubensfest und neuer Aufbruch

In einem Monat beginnt in Mannheim der 98. Deutsche Katholikentag. Der gastgebende Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch erläutert im Interview, was er sich von dem Christentreffen zwischen dem 16. und 20. Mai erwartet. Am meisten freut er sich "auf die Begegnung mit den vielen und verschiedenen Menschen, die kommen werden."

Der Katholikentag soll für einen neuen Aufbruch in Kirche, Politik und Gesellschaft Mut machen (KNA)
Der Katholikentag soll für einen neuen Aufbruch in Kirche, Politik und Gesellschaft Mut machen / ( KNA )

KNA: Herr Erzbischof, in 30 Tagen, am 16. Mai, beginnt der Katholikentag - warum lohnt es sich, nach Mannheim zu fahren?

Zollitsch: Weil ich davon überzeugt bin, dass der Katholikentag ein eindrucksvolles, großes Fest des Glaubens wird. In Mannheim wird das vielgestaltige Leben und das breite Engagement deutlich werden, das die katholische Kirche prägt. Wir werden miteinander in Dialog treten, miteinander Gottesdienst feiern und gemeinsam unseren Glauben zum Ausdruck bringen.



KNA: Welche Themen und Debatten sollen das Christentreffen prägen?

Zollitsch: Im Zentrum steht ganz klar das geistliche Ereignis - mit Gottesdiensten, Zeiten der Anbetung und biblischen Impulsen. Es geht um die Ausrichtung auf die Frage: Was bedeutet es heute für unser Leben, an Gott zu glauben? Gleichzeitig wollen wir die Fragen ansprechen, die uns derzeit in der Kirche bewegen. Es geht uns um einen neuen Aufbruch.



KNA: Sind die alle zwei Jahre organisierten Katholikentage traditionell aber nicht auch Orte gesellschaftspolitischer Debatten?

Zollitsch: Es ist klar, dass wir beides miteinander verbinden wollen. Wir werden eine geistig-religiöse Vertiefung haben und uns gleichzeitig wichtigen gesellschaftspolitischen Zukunftsfragen stellen. Beides gehört für Christen in dieser Welt zusammen.



KNA: Welche Themen sollen dabei konkret angepackt werden?

Zollitsch: Die Palette ist breit und beinhaltet beispielsweise Fragen nach der Wertorientierung unserer Gesellschaft. Es geht um die Wahrung der Menschenwürde und um die solidarische Gestaltung einer alternden Gesellschaft. Mir ist auch wichtig darüber zu sprechen, wie wir den kommenden Generationen durch unseren oft verschwenderischen Lebensstil nicht zu hohe Lasten aufbürden. Es wird mit Sicherheit auch um ökologische Fragen gehen.



KNA: Auf welche Begegnungen freuen Sie sich? Welche Persönlichkeiten möchten Sie in Mannheim treffen?

Zollitsch: Am meisten freue ich mich auf die Begegnung mit den vielen und verschiedenen Menschen, die kommen werden. Katholikentage ermöglichen immer eine Vielzahl von tiefen Begegnungen, die man im Vorhinein nicht planen kann. Natürlich kommen auch prominente Persönlichkeiten wie der Bundespräsident, die Kanzlerin, Bischöfe aus aller Welt, evangelische Mitchristen oder renommierte Wissenschaftler. Die Vielfalt des Ganzen ist einmalig.



KNA: Was erhoffen Sie sich vom Katholikentag mit Blick auf den derzeitigen Dialogprozess zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland?

Zollitsch: Wir haben gerade einen Pilgerweg des Glaubens begonnen, um uns von Gott den Weg in die Zukunft zeigen zu lassen. Mannheim spielt da eine wichtige Rolle beim Austausch und bei der Standortbestimmung. Wir wollen einen Dialog, der uns Christen in der säkularen Welt ermutigt, einen neuen religiösen Aufbruch anzustoßen.



KNA: Welche Rolle spielt der Veranstaltungsort, die Multi-Kulti-Metropole Mannheim?

Zollitsch: In Mannheim verdichten sich viele Fragen der Moderne in besonderer Weise. Etwa, was das Zusammenleben von Religionen, Kulturen und Nationen angeht. Dabei hat die Stadt in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder zahlreiche Menschen aufgenommen und erfolgreich integriert. Ich selbst habe als donauschwäbischer Heimatvertriebener nach dem Zweiten Weltkrieg hier eine neue Heimat gefunden. Mannheim ist eine außergewöhnlich offene Gesellschaft, welche die Fähigkeit besitzt, verschiedene Gruppen zusammenzuführen. Und das wird, so denke ich, auch beim Katholikentag spürbar werden.



Das Interview führte Volker Hasenauer.