Eine kleine Geschichte der Marienerscheinungen

 (DR)

1531 erscheint dem Indio Juan Diego Cuauhtlatoatzin (1474-1548) in Guadalupe am nördlichen Stadtrand von Mexiko-Stadt viermal eine schöne Frau, die sich als "Maria, die Mutter des einzig wahren Gottes" bezeichnet.

1846: Im 19. Jahrhundert setzt sich ein anderes Erscheinungsbild durch. Mädchen oder Hirtenkinder aus dem einfachen Volk sind die "Auserwählten"; der Ort einsam gelegen in Wald und Flur, wie im französischen Alpendorf La Salette.

1858: In dem kleinen Pyrenäenstädtchen Lourdes erscheint dem 14-jährigen Hirtenmädchen Bernadette Soubirous (1844-1879) insgesamt 18 Mal Maria. Laut den Berichten des Mädchens weist sie die als "weiße Dame" und als "Unbefleckte Empfängnis" auftretende Gottesmutter an, Wasser aus einer Quelle zu trinken, Buße zu tun und eine Kapelle für Prozessionen zu bauen. Lourdes wird stilbildend für die folgenden Erscheinungen.

1876: Im saarländischen Marpingen berichten drei Kinder des Dorfes von Erscheinungen und ziehen damit binnen einer Woche Zehntausende in den Härtelwald. Reichskanzler Otto von Bismarck lässt das preußische Heer aufmarschieren und sperrt den Zugang zum Wald. Nachdem ein Historiker 1997 die fast vergessene Geschichte des "deutschen Lourdes" aus dem Schatten der Vergangenheit holte, finden sich 1999 drei neue "Seherinnen" von Marpingen. Eine kirchliche Anerkennung bleibt aus.

1917: Fatima ist der berühmteste Wallfahrtsort Portugals. Dort berichten drei Hirtenkinder zwischen sieben und zehn Jahren, ihnen sei mehrfach die Gottesmutter erschienen. Das Ereignis wiederholt sich im Monatsrhythmus über ein halbes Jahr. Am 13. Oktober 1917 kommen mehrere zehntausend Menschen und beobachten ein unerklärliches Sonnenphänomen. Danach hören die Erscheinungen auf. 1930 werden die Visionen von Fatima kirchlich anerkannt; bald darauf die belgischen Erscheinungen von Beauraing 1932 und Banneux 1933. Seitdem ist keiner weiteren Erscheinung die offizielle Genehmigung zuteilgeworden.

1981: Ein besonderer Fall ist Medjugorje in Bosnien-Herzegowina. Hier dauern die angeblichen Erscheinungen nach Darstellung der Seher bis heute an und gehen in die Zehntausende. Der Vatikan zögert bis heute mit einer offiziellen Anerkennung. (kna)