Dutschke-Attentäter Bachmann nahm sich im Gefängnis das Leben

 (DR)

Mit einem aufgebohrten Revolver fährt der vorbestrafte Hilfsarbeiter Josef Bachmann im April 1968 nach Berlin. Er will auf den linken Studentenführer Rudi Dutschke schießen. Der 23 Jahre alte Rechtsradikale streckt Dutschke am 11. April auf dem belebten Kurfürstendamm mit drei Kugeln nieder. Bachmanns Tatmotiv: Hass auf Kommunisten und alle, die er dafür hält. Nach der Tat flieht er. Er schießt auf die Polizei, die ihn in seinem Versteck auf einer Baustelle findet. Später erklärt Bachmann, er habe nur auf die Beamten gezielt, um von ihnen erschossen zu werden. Kurz vor seiner Festnahme soll Bachmann etliche Schlaftabletten geschluckt haben. Täter und Opfer werden beide ins Westend-Krankenhaus gebracht.

Bachmann legt ein volles Geständnis ab. Er wird 1969 wegen versuchten Mordes zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Bachmann, der mit seiner Familie 1956 aus der DDR in die Bundesrepublik gekommen war, gilt als Einzelgänger. Er gehört keiner Partei an. In der Untersuchungshaft versucht Bachmann mehrfach vergeblich, sich das Leben zu nehmen. Dutschke schreibt ihm Briefe. Er schreibt: "Selbstmord ist feige, besonders wenn man ein langes Leben vor sich hat. Mit Sicherheit werden Sie in nicht allzu langer Zeit ein freies und neues Leben beginnen können." Dutschke schreibt auch über "die Schweine der herrschenden Institutionen", und dass die Studentenbewegung sich um die Belange der "abhängigen Massen unseres Volkes" kümmern wolle.

Bachmann antwortet. Im einem Brief aus dem Januar 1969 schreibt er: "Ich möchte nochmals mein Bedauern über das aussprechen, was ich Ihnen angetan habe." Im Februar 1970 begeht Bachmann Selbstmord. Er zieht sich in seiner Zelle eine Plastiktüte über den Kopf. (dpa)