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Dinge ändern sich nicht, wenn wir uns nicht ändern

„Dinge ändern sich nicht, wenn man sich nicht ändert.“ Sagt ein syrisches Mädchen im Buch „Invicta“. Auch eine Weihnachtsgeschichte.

Syrische Kinder lernen in einer der Zeltschulen / © privat (ak)
Syrische Kinder lernen in einer der Zeltschulen / © privat ( ak )

Das Buch „Invicta“ ist eine Sammlung bewegender und einfühlsamer Interviews, die die Schriftstellerin und Aktivistin Jacqueline Flory geführt hat.

Jacqueline Flory wollte 2016 eine Schule für syrische Kinder in einem libanesischen Flüchtlingslager bauen. Sie sammelte Spenden, packte in den Sommerferien ihre Kinder und ihre Koffer, flog nach Beirut und suchte ein Flüchtlingslager an der Grenze nach Syrien auf.

Nur neun Tage später stand die erste Zeltschule. Heute sind es 39.

Jacqueline Flory ist mehrmals im Jahr dort, lernt Tausende von Menschen und ihre Geschichten kennen.

Sehr, sehr oft trifft sie dabei auf Frauen. Vom Krieg verwitwet sind sie alleinstehend und alleinerziehend. Ohne Plan, ohne Ausbildung, nie vom Leben auf diese Rollen vorbereitet.

Allen versucht Jaqueline Flory zu helfen.

Unter anderem, in dem sie mit einigen von ihnen Gespräche führt, in Interviews und Porträts ihre ungeheure Tapferkeit angesichts ihrer ungeheuren Verluste spürbar werden lässt.

Die Frauen und Mädchen erzählen, wie ihre Männer, Brüder, Söhne und Väter starben. Der Tod kam beim Zahnarzt und beim Friseur, zu Hause und unterwegs.

Die Interviews spiegeln den Mut, die Klugheit und die Unbeugsamkeit von Müttern, Großmüttern, Tanten, großen und kleinen Schwestern. 

Eine Weihnachtsgeschichte ist auch dabei.

Fatima, aus Syrien geflohen, hört nachts ein Baby schreien. Ihr Mann schaut auf dem Feld nach, findet ein ausgesetztes Baby. Weil es sauber abgenabelt ist, muss es in einem libanesischen Krankenhaus von einer Libanesin geboren worden sein.

Als das Baby Hunger bekommt, gibt Fatima, die gerade selber ihr erstes Kind stillt, auch dem Findelkind die Brust. Seither hat sie eine Tochter mehr. Sie nennt sie Nour, Licht.

„Leid hat viele Farben“, sagt Fatima. „Wir haben unsere Heimat verloren, aber unsere Familie behalten. Diese Frau hat vermutlich ihr Zuhause behalten, hat aber eine andere Not.“

Nour hat eine neue Familie. Tausende von Kindern haben Schulunterricht und lernen so viel mehr als Englisch, Mathe und Naturwissenschaften. Sie lernen, dass Dinge sich ändern können. Und zwar immer dann, wenn wir uns ändern.

Gibt es bessere Gründe, als all die Hoffnung und all das Licht, die an Weihnachten in die Welt kommen, um mit dem Ändern anzufangen?