Der neue Erzbischof von Köln im Gespräch

Talk am Dom

Der neue Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki stellte sich beim "Talk am Dom" den Fragen von domradio.de-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen. Sehen Sie hier den Mitschnitt.

 (DR)

Das genaue Gründungsdatum steht gar nicht fest. Doch das Erzbistum Köln ist - nach Trier - das zweitälteste deutsche Bistum. Denn zwei Quellen berichten, dass es im Jahr 313/14 in Köln einen Bischof gab. Seine Name: Maternus. In die Kette seiner Nachfolger reiht sich nun 1.700 Jahre später ein neuer Geistlicher ein. Kardinal Rainer Maria Woelki, zuletzt Oberhaupt des Erzbistums Berlin, ist seit einer Woche neuer Erzbischof von Köln und beerbt Kardinal Joachim Meisner, der im Februar nach 25 Amtsjahren in den Ruhestand ging.

Woelki, der in Köln geboren wurde, übernimmt die Leitung einer Erzdiözese, die in der katholischen Kirche einen Spitzenplatz einnimmt. Köln ist einer von drei deutschen Bischofssitzen, die sich traditionell mit der Kardinalswürde verbinden. Auch gemessen an der Zahl der Katholiken - knapp 2,1 Millionen rechts und links des Rheins zwischen Düsseldorf und Bonn - nimmt Köln eine herausgehobene Position ein.

Der geistliche Mittelpunkt, der Kölner Dom, ist die meistbesuchte Sehenswürdigkeit in Deutschland. In Spitzenzeiten zieht das gotische Gotteshaus, das den Schrein mit den vor genau 850 Jahren nach Köln gekommenen Gebeinen der Heiligen Drei Könige bewahrt, täglich bis zu 30.000 Besucher an. Den Grundstein für den Dom legte 1248 Erzbischof Konrad von Hochstaden. Denn nachdem Erzbischof Reinald von Dassel 1164 die Reliquien der Heiligen Drei Könige nach Köln gebracht hatte, entwickelte sich die Stadt zu einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte Europas.

1322 wurde der Chor eingeweiht. Mittelschiff, Querhäuser und Seitenschiffe entstanden bis 1560. Dann stoppte der Baubetrieb. Erst 1842 wurde die Kathedrale weitergebaut und 1880 vollendet. Seit 1996 gehört sie zum Unesco-Weltkulturerbe.

Das Erzbistum, das sich über etwa ein Fünftel von Nordrhein-Westfalen erstreckt, wurde in den vergangenen Jahrzehnten von profilierten Erzbischöfen geleitet: In den letzten Kriegsjahren und der Nachkriegszeit bestimmte Kardinal Josef Frings (1942-1969) die Geschicke. Mit ihm verbindet sich das Wort "fringsen", der gleichsam mit kirchlichem Segen geduldete Kohlenklau in der Not nach dem Weltkrieg. Auf Frings folgte Kardinal Joseph Höffner (1969-1987), der als Sozialethiker und Bischofskonferenz-Vorsitzender ein besonders waches Auge für die Politik hatte.

Kardinal Meisner wechselte 1989 auf Wunsch von Papst Johannes Paul II. an den Rhein - wie Woelki von Berlin aus. Der einflussreiche Erzbischof mischte sich immer wieder pointiert in die Debatte um Lebensschutz und Familie ein. Wie die anderen Bistümer in Deutschland hat sich Köln auf rückläufige Mitglieder- und Priesterzahlen sowie ein schmaleres Budget eingestellt. 2004 wurde das Konzept "Zukunft heute" beschlossen, das auf strukturelle Einsparungen von 90 Millionen Euro innerhalb von drei Jahren abzielte. Dies bekamen auch die Gemeinden zu spüren, weil weniger Kitaplätze oder kirchliche Gebäude bezuschusst werden. 2014 umfasst der Etat rund 800 Millionen Euro.

Das Erzbistum mit sieben Stadt- und acht Kreisdekanaten ist sowohl urban als auch ländlich-bäuerlich geprägt. Das Gemeindeleben findet in 529 Pfarreien in 180 Seelsorgebereichen statt. Zu den geistlichen Höhepunkten zählen zwei Besuche von Papst Johannes Paul II. Er besuchte 1980 in der Kölner Kirche Sankt Andreas das Grab des heiligen Albertus Magnus. Sieben Jahre später stand im Mittelpunkt seines Köln-Aufenthalts eine Messe im Müngersdorfer Stadion, bei der er die jüdischstämmige Karmelitin Edith Stein selig sprach.

Eine weitere Papstvisite gab es 2005, als der kurz zuvor neu gewählte Papst Benedikt XVI. Köln beim Weltjugendtag (WJT) besuchte. Meisner hatte das Großtreffen initiiert, zu dessen Abschlussgottesdienst 1,1 Millionen Menschen kamen. An die Erfahrungen anknüpfen sollte auch der Nationale Eucharistische Kongress im vorigen Jahr. Er nahm viele Veranstaltungsformen des WJT auf. Auch die 2006 ins Leben gerufene Domwallfahrt versteht sich als eine Folgeveranstaltung. Im Mittelpunkt steht dabei immer wieder der Dom, der als geistliches Zentrum die Kölner Katholiken zusammenführt.


Quelle:
KNA