Demo am Gaudete-Sonntag für Erneuerung in der Kirche

Macht hoch die Tür!

Am dritten Adventssonntag haben Menschen vor dem Kölner Dom gegen die Situation im Erzbistum Köln demonstriert. Darunter waren auch Betroffene sexualisierter Gewalt sowie drei Kölner Chöre. Mit dabei: Kirchenlieder und ein Psalm.

Autor/in:
Johannes Schröer und Hannah Krewer
Nichts geahnt – nichts gewusst – nicht befasst steht auf einem Banner, das zwei der Demonstranten mitgebracht haben / © Johannes Schröer (DR)
Nichts geahnt – nichts gewusst – nicht befasst steht auf einem Banner, das zwei der Demonstranten mitgebracht haben / © Johannes Schröer ( DR )

"Wir benötigen einen Aufbruch", fordert Marianne Arndt. Sie ist katholische Gemeindereferentin und hat die Adventsdemo vor dem Kölner Dom mitorganisiert.

Marianne Arndt, Gemeindereferentin in Köln-Mülheim / © Viola Kick (DR)
Marianne Arndt, Gemeindereferentin in Köln-Mülheim / © Viola Kick ( DR )

Sie fühle sich als Mitarbeiterin der Kirche nicht vom Kardinal bezahlt, sondern von allen Kirchensteuerzahlern, sagt sie. So ist unter den Mitorganisatoren der Demo auch die MAV, die Mitarbeitervertretung des Erzbistums, die sich mit den Anliegen der Sonntagsdemo solidarisch erklärt.

Singender Widerstand

Über 100 Sängerinnen und Sänger sind am Sonntagmorgen auf die Kölner Domplatte gekommen, um die Besucher des 10-Uhr-Hochamtes nach dem Gottesdienst aus dem Dom zu empfangen. Der Erwachsenenchor St. Stephan ist dabei, der Seniorenchor "Spätlese" und der i-Chor, der Kölner Inklusionschor. "Mut fassen und singen für Veränderung und Erneuerung – gegen Rückzug, Resignation und verschlossene Ohren in unserem Bistum" – so das Motto der Veranstaltung.

"Mach hoch die Tür / die Tor mach weit", singen sie und viele Besucher, die aus dem Hochamt kommen, singen mit. Liedtexte werden verteilt – auch an die Menschen, die vom Weihnachtsmarkt kommen.

Auch Mitglieder zweier Chöre beteiligen sich am Protest / © Johannes Schröer (DR)
Auch Mitglieder zweier Chöre beteiligen sich am Protest / © Johannes Schröer ( DR )

Zur Begründung verweisen die Initiatoren auf die Entstehungsgeschichte des Liedes: Ein reicher Mann hätte einst den Weg in die Stadt versperrt, damit alte und kranke Bewohner des Armenhauses ihn nicht mehr als Abkürzung benutzen könnten. Daher hätten sie "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit" vor seinem Haus gesungen, damit er die verschlossene Pforte wieder öffne – was ihnen auch gelungen sei.

"Kirchen sind keine sicheren Orte mehr"

Solch offene Türen wünschen sich die Sängerinnen und Sänger, einen Kulturwandel in der Leitungsebene des Erzbistums Köln. "Wer darf hinaufziehn zum Berg des Herrn", beten die Demonstranten Psalm 24 aus der Bibel, "der nicht betrügt und keinen Meineid schwört".

Karl Haucke / © Julia Steinbrecht (KNA)
Karl Haucke / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Karl Haucke, Betroffener von sexualisierter Gewalt, sagt, er bewundere den Dom und er habe zugleich Angst vor ihm. "Denn Kirchen sind keine sicheren Orte mehr". Haucke beklagt die andauernden Nadelstiche, die Einschüchterung und das Taktieren der Bistumsleitung. Dem Kardinal könne er nicht mehr vertrauen, sagt er.

Reihe von Veranstaltungen

"Wir wollen nach dem Hochamt die andere Frohe Botschaft verkünden", sagt eine Sängerin und dann stimmt sie in das Lied "Sonne der Gerechtigkeit" ein, wo es heißt: "Brich in Deiner Kirche an, dass die Welt es sehen kann."

Die Kölner Demo ist Teil einer Reihe von Veranstaltungen am Sonntag Gaudete, die Veränderungen in der Kirche fordern. Am Nachmittag wird so auch in Wuppertal an der Kirche Heilige Ewalde protestiert.

Quelle:
DR