Bischof fordert Aufarbeitung von Spannungen

Überfällige Debatte

Der Vorsitzende der Südafrikanischen Bischofskonferenz, Sithembele Sipuka, dringt auf Aufarbeitung der historisch belasteten Beziehungen zwischen den Volksgruppen im Land. Er nannte Südafrika einen "siedenden Kochtopf".

Sipuka: Spannungen müssen aufgearbeitet werden / © Aleks Shutter (shutterstock)
Sipuka: Spannungen müssen aufgearbeitet werden / © Aleks Shutter ( shutterstock )

"Unterdrückte Spannungen kommen oft auf üble und unerwartete Weise an die Oberfläche", sagte er anlässlich der bischöflichen Plenarversammlung. Der Bischof von Umtata verurteilte, dass einige Politiker diese "ethnischen Spannungen" für ihre Ziele missbrauchten.

Laut Sipuka hat der Tod von Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu am 26. Dezember die Nation wieder daran erinnert, dass es sich bei Südafrika um einen "siedenden Kochtopf" handle. Dieser könne jederzeit in Form von "sozialen Aufständen explodieren, wenn wir nichts dagegen tun".

Wirtschaftliche Ungleichheit als Grund für Spannungen

Als Ursache macht der Bischof unter anderem "wirtschaftliche Ungleichheit zwischen Schwarzen und Weißen" aus. Dabei dürfe eine überfällige Debatte über wirtschaftliche Inklusivität, wie von Papst Franziskus angemahnt, nicht Politikern überlassen werden. Auch die Kirche müsse das Wort ergreifen.

Südafrikas Kirchen

Die meisten Südafrikaner sind Christen, wobei es viele weitere Kirchen gibt. Mit rund 2,5 Millionen Mitgliedern ist die afrikaans-sprachige Nederduits Gereformeerde Kerk (NG Kerk, Dutch Reformed Church) die größte Glaubensgemeinschaft. Die Nederduits Gereformeerde Kerk ist die Kirche der weißen Afrikaner sowie eines Großteils der Coloureds, die allerdings der separaten Uniting Reformed Church angehören. Die Ursprünge gehen auf die Konfession der ersten holländischen Siedler im 17ten Jahrhundert zurück.

Südafrikanische Fahne / © Aleks Shutter (shutterstock)
Südafrikanische Fahne / © Aleks Shutter ( shutterstock )

Südafrika überwand 1994 mit der Wahl Nelson Mandelas zum ersten schwarzen Präsidenten des Landes die Rassentrennung. Doch die Folgen der Apartheid-Politik wirken bis heute nach. 

Südafrika gilt als Land mit der ungerechtesten Einkommensverteilung der Welt. Mehr als die Hälfte der 60 Millionen Einwohner lebt in Armut. Sipuka zufolge wird die Begegnung zwischen Südafrikas Volksgruppen weiterhin auch durch "räumliche Apartheid" aufgehalten. Viele Wohngegenden sind bis heute überwiegend weiß, schwarz, coloured oder indisch geprägt. "Das beraubt sie der Erfahrung, einander als Menschen zu begegnen", so der Bischof.

 

Quelle:
KNA