Betroffenenbeirat sieht neuen Abschnitt der Aufarbeitung

Miteinander reden anstatt übereinander

Gibt es neue Impulse? Der Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz sieht nach dem angekündigten Rückzug des Missbrauchsbeauftragten der Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann, Chancen für die Missbrauchsaufarbeitung.

Protest gegen kirchlichen Umgang mit Missbrauch / © Julia Steinbrecht (KNA)
Protest gegen kirchlichen Umgang mit Missbrauch / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Dieser neue Abschnitt muss auch in der notwendigen fachlichen Qualifikation und Expertise der zukünftig handelnden Akteure deutlich werden", erklärte das Gremium am Freitag in Bonn.

Echte Lösungen fehlen

In wesentlichen Themenfeldern wie einer gut ausgestatteten und begleiteten Betroffenenarbeit, einer adäquaten Anerkennung des Leids und der transparenten Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs seien "bislang nur Ansätze zu erkennen", so der Beirat.

"Echte Lösungen oder gar grundlegende und von Bischöfen wie Betroffenen gemeinsam getragene Perspektiven fehlen weiterhin und müssen zwingend gefunden werden."

Das Gremium fordert die Bischofskonferenz auf, den Betroffenenbeirat an diesem Entwicklungsprozess von Beginn an gleichberechtigt zu beteiligen. "Jetzt kann sich zeigen, was an so vielen Stellen immer wieder benannt, aber dann zumeist nicht gelebt wird: miteinander reden anstatt übereinander, gemeinsam entscheiden und handeln anstatt behandelt zu werden."

Arbeit von Bischof Ackermann gewürdigt

Zugleich würdigte der Betroffenenbeirat auch Ackermanns Engagement bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs. Der Trierer Bischof "hat zu einer Zeit die Bearbeitung dieses Themas über- und angenommen, in der die überwiegende Mehrheit der deutschen Bischöfe meinte, die Missbrauchsthematik sei an sich eine temporäre Erscheinung."

Bischof Stephan Ackermann / © Bistum Trier (Bistum Trier)
Bischof Stephan Ackermann / © Bistum Trier ( Bistum Trier )

Durch seine Aktivitäten, "auch gegen Widerstand aus dem Bischofskollegium", seien im Feld von sexualisierter Gewalt und Missbrauch "einige Maßnahmen und Initiativen auf den Weg gebracht" worden.

Am Donnerstag hatte der Trierer Bischof Ackermann angekündigt, sein Amt als Missbrauchsbeauftragter der Bischofskonferenz zur kommenden Herbstvollversammlung in Fulda im September abzugeben. Zugleich kündigten die Bischöfe an, die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in kirchlichen Zusammenhängen neu aufzustellen.

Unter massiver Kritik

Zuletzt stand der Trierer Bischof massiv in der Kritik, weil er den Klarnamen einer unter Pseudonym bekannten Betroffenen sexueller Übergriffe offen gelegt hatte. Er unterschrieb danach eine Unterlassungserklärung und bat die Frau um Entschuldigung.

Betroffeneninitiativen und der Betroffenenbeirat der DBK hatten Ackermanns Verhalten kritisiert und ihm einen Rücktritt nahegelegt.

Deutsche Bischofskonferenz

Die Deutsche Bischofskonferenz ist der Zusammenschluss der katholischen Bischöfe in Deutschland. Sie leiten als Ortsbischöfe eines der 27 Bistümer oder unterstützen als Weihbischöfe. Insgesamt gehören ihr derzeit 67 Mitglieder an.

Ebenfalls zur Konferenz gehören - auch wenn sie nicht Bischöfe sind - Diözesanadministratoren, die ein Bistum nach Rücktritt oder Tod eines Ortsbischofs übergangsweise verwalten.

Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA